Vesikko in Helsinki

GESCHICHTE

Dieser Bootstyp bedarf einer Vorgeschichte:
Deutschland musste gemäß den Waffenstillstandsbedingungen vom 16. Januar 1919 seine U-Boot-Flotte an England ausliefern. Boote, die nicht ausgeliefert werden konnten, waren zu zerstören oder, falls noch im Bau befindlich, abzubauen. Der Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 verfestigte diese Bestimmung nochmals und enthielt ein vollständiges und unbefristetes Produktions- und Erwerbsverbot (Artikel 188-191).
Für die deutsche Marineleitung und für die deutschen Werften ergab sich nun das Problem, dass sie Ihre gesammelten Erfahrungen nicht weiter nutzen und zu Geld machen konnten. Auch war es nur eine Frage der Zeit, bis sie gegenüber den anderen Staaten ins Hintertreffen geraten würden, da sie keinerlei Entwicklungs- und vor allem Erprobungsarbeiten durchführen konnten bzw. durften. Als Lösung dieses Problems wollte man die Möglichkeit nutzen, neutrale oder befreundete Staaten beim Bau von U-Booten durch Pläne, Mitarbeiter und Berater zu unterstützen. Auf diese Weise konnten deutsche Ingenieure unter Umgehung des Versailler Vertrages U-Boote im Ausland bauen und erproben. Da sich alsbald ein größerer Auftrag anbahnte, bat die Marine die Vulcan-Werft und die beiden Krupp-Werften Germania (GW) und AG Weser, sich zu einem Konsortium zusammenzuschließen. Aus diesem Zusammenschluss entstand im Jahre 1922 die Firma N.V. Ingenieurskaantor voor Scheepsbouw (kurz: IvS) mit Sitz in Den Haag. Nach einigen Schwierigkeiten mit den holländischen Behörden zog die Firma, die bis dahin in einem Büro auf dem Gelände der GW in Kiel arbeitete, im Sommer 1925 nach Den Haag, wo sie bis Ende des Krieges verblieb. Aufträge aus der Türkei, Finnland und Spanien ermöglichten nun den Werften, ihr Wissen und Können weiter zu entwickeln. Der Bau der U-Boote fand dabei in der Mehrzahl auf holländischen Werften statt. Da die Auftraggeber, als auch Holland, anfangs über keine U-Boot-Fahrer verfügten, konnten die Probefahrten von deutschen Besatzungen durchgeführt werden, was wiederum der Marine sehr entgegenkam, da so die Schulung von Besatzungen ohne eigene Boote möglich war.

Vesikko:
Im Gegensatz zu den voraus gegangenen Booten wurde dieses Boot nicht von Finnland, sondern von IvS geordert. Das 250 t U-Boot wurde am 9. Oktober 1930 bestellt und als Werft für diesen Einhüllentyp wurde Crichton-Vulkan in Abo (heute: Turku, Finnland) ausgewählt. Die Konstruktion und Bauüberwachung wurde ebenfalls von IvS übernommen. Die finnische Regierung erhielt ein Vorkaufsrecht. CV-707, so die offizielle Bezeichnung bis zur Übergabe an die finnische Marine, lief am 10. Mai 1933 vom Stapel. Bei den ab Mai 1933 durchgeführten Probefahrten mit deutscher Besatzung zeigte dieser neue Bootstyp sowohl über als auch unter Wasser sehr gute Eigenschaften. Jedoch zeigten sich auch Nachteile, wie z.B. die lange Tauchzeit und nach Ansicht der deutschen Marine ein zu geringer Fahrbereich. Das Boot wurde der finnischen Marine im Herbst 1934 übergeben. Nach ausgiebigen Tests der Finnen wurde das Boot am 13. Januar 1936 bezahlt und im Sommer 1936 unter dem Namen “Vesikko” in Dienst gestellt.
Nach Ausbruch des Krieges zwischen Finnland und der Sowjetunion im Juni 1941 wurde das Boot anfangs für Patrouillenfahrten im östlichen Teil des Finnischen Meerbusens eingesetzt. Es versenkte dort den Frachter Vyborg (4100 BRT), das größte Schiff, das jemals von einem finnischem U-Boot versenkt wurde. In den Jahren 1942 und 1943 folgten Einsätze in der nördlichen Ostsee und dem Finnischen Meerbusen. Da die sowjetische Flotte aber aufgrund von Minenfeldern und Netzbarrieren praktisch in Leningrad (heute: St. Petersburg) festsaß, traf das Boot in dieser Zeit auf keine Ziele. Im Dezember 1944 fuhr Vesikko schließlich seinen letzten Einsatz und wurde im Januar 1945 auf Weisung der Alliierten entwaffnet. Der Pariser Friedensvertrag von 1947 verbot Finnland den Besitz von Unterseebooten. Somit wurden bis 1953 alle Boote außer Dienst gestellt und zur Verschrottung nach Belgien verkauft. Nur Vesikko blieb in Finnland. Am 21.10.1959 wurde jedoch entschieden, das Boot ebenfalls zur Verschrottung zu verkaufen. Durch die Anstrengungen von Veteranen und dem Militärmuseum kam das Boot in Teile zerlegt zurück nach Suomenlinna, wo es 1962 wieder zusammengesetzt, restauriert und am 9.7.1973 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Das Boot war ein Prototyp für die spätere Typenbezeichnung II A und ist heute das einzige noch existierende Boot dieses Typs.

DEUTSCHE TYP II BOOTE

Die ersten 6 deutschen Typ II U-Boote (U 1 - U 6, Typenbezeichnung II A) sind nahezu baugleich wie der Prototyp “Vesikko”. Allerdings wurde der Turm verkleinert und zur Gewichtsersparnis der Bootskörper geschweißt und nicht genietet. Die Boote vom Typ II A-D wurden aufgrund ihrer Reichweite hauptsächlich für Einsätze ab 1939 in der Nordsee gegen England und ab 1941 in der Ostsee gegen Russland verwendet. Ab 1940 wurden die bestehenden Einheiten nach und nach durch verbesserte und hochseetaugliche Boote ersetzt und den Schulflottilen zu Ausbildungszwecken zugeteilt. 6 Boote wurden - teils auf dem Landwege - zum Schwarzen Meer transportiert, um dort von 1942-1944 gegen die russische Flotte zu kämpfen. Von den 50 in Dienst gestellten Einheiten gingen nur acht durch Feindeinwirkung verloren.

HEUTIGER STANDORT

Das Vesikko (ex. CV-707) ist auf der Festungsinsel Suomenlinna vor Helsinki ausgestellt.

PHOTOS

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Von der Fähre aus

Von der Fähre aus

Von der Fähre aus

Bug und Seite

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Seitenansicht

 

 

 

BESATZUNG

20-30 Mann

TECHNISCHE DATEN

Typ

Prototyp, später II A

Fahrbereich getaucht

(2 kn) 122 sm
(5 kn) 50 sm

Baujahr

1933

Wasserverdrängung:

300 t getaucht,
250 t aufgetaucht

Gesamt-Fahrbereich

(8 kn) 1960 sm
(13 kn) 1500 sm

Nenntauchtiefe

90 m

Dieselmotor

2 MWM RS127S (Mannheimer Motoren Werke), je 350 PS

Länge

40,9 m

Kraftstoffvorrat

9,6 t

Breite

3,9 m

E-Motoren

2 Siemens Motoren, je 180 PS

Tiefgang

4,1 m

Akkumulatoren

62 Zellen mit 6350 Ah

max. Geschwindigkeit

7 kn getaucht
13 kn aufgetaucht

Bewaffnung
(letzter Stand)

3 Bugtorpedorohre, 6 Torpedos,
1x 20mm Madson

Quellen:

Eberhard Rössler ”Geschichte des Deutschen U-Bootbau”, Siegfried Breyer ”Handbuch für U-Bootkommandanten, Erweiterter Reprint”, Florian und Stefan Lipsky ” Faszination U-Boot”  

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