Der Ein-Mann-Torpedo Neger ist ein typisches Beispiel für die Improvisationen, zu denen die deutsche Rüstungsindustrie mit zunehmender Kriegsdauer gezwungen wurde. Für die Soldaten war jeder Einsatz ein
“Himmelfahrtskommando”, wobei der Tod durch Ersticken keine Seltenheit war. Realistisch gesehen war die Überlebenschance ca. 50:50. Jedoch kamen 80% der Besatzung um. Gefahren wurde dabei nur bei Nacht.
Federführend für die Entwicklung der Ein-Mann-Torpedos war die Torpedoversuchsanstalt Kiel-Eckenförde. Man hängte einfach zwei Torpedos vom Typ G7e untereinander, wobei der obere Torpedo keinen Sprengsatz, sondern
ein Cockpit für einen Fahrer erhielt. Dieser saß, ausgerüstet mit einem Drager-Atemgerät und einem Armbandkompass, unter einer Plexiglashaube, die ihm relativ gute Sichtmöglichkeit nach allen Seiten geben sollte. Er
saß jedoch zu tief, um seine Ziele vernünftig ausmachen zu können. Das Fahrzeug war, abgesehen von einem Torpedo, unbewaffnet und nicht tauchfähig. Der Fahrer schoss den unteren Torpedo über ein einfaches
Kimme-Korn-Visier (Gradskala in der Kuppel und Visiernadel) ab. Mit dem untergehängten Gefechtskopf konnte der Neger durch feindliche Ortungsgeräte nicht aufgespürt werden, da nur die Plexiglashaube “aus dem Wasser
schaute”. Den Namen erhielt dieses “Boot” nach seinem geistigen Vater, dem Marinebaurat Richard Mohr. Insgesamt wurden ab 1943 etwa 200 Neger gebaut. Die Erfolge waren allerdings gering. Gemäß Untersuchungen, die
nach dem Krieg durchgeführt wurden, gehen auf das Konto der Neger drei Minenräumer, ein Zerstörer sowie die Beschädigung eines Kreuzers und eines Zerstörers. Die großen Schwierigkeiten mit dieser primitiven Waffe
führten bald zu einer größeren, tauchfähigen Version, genannt “Marder”.
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