U 434 in Hamburg

GESCHICHTE

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 sind mehr als 150 U-Boote außer Dienst gestellt worden, die meisten im Jahre 1995. Nur sehr selten werden sie von der russischen Regierung, in Absprache mit den Geheimdiensten, in den Museums-Betrieb übergeben. Als Spionage-U-Boot wurde U-434 (russische Bezeichnung B-515) für besondere Einsatzzwecke genutzt: gefährliche U-Bootjagden vor Kuba, geheime Spionagemissionen vor der Ostküste der USA und lange Patrouillenfahrten in den Hoheitsgewässern der Sowjetunion. In Kapitän Anatoli As. Privatbesitz befinden sich noch heute unveröffentlichte Fotos der Freiheitsstatue, die er auf einer gewagten Mission während des kalten Krieges aus dem Seerohr schoss. Die U-434 stand 30 Jahre im Dienst der russischen Marine, bis sie im April 2002 demilitarisiert wurde. Bereits in Murmansk hat Kapitän Anatoly Garmatenko und seine Besatzung alle Waffensysteme dauerhaft entschärft. Auch wurden sämtliche Schad- und Treibstoffe entfernt. Durch den Ausbau der Lufttanks kann U-434 zwar nicht mehr tauchen, die Maschinen und die gesamte Technik an Bord blieben aber vollständig erhalten. Die U-434 ist eines der wenigen letzten U-Boote der Tango-Klasse weltweit.
U-434 wurde direkt aus der russischen Marinebasis Murmansk von einem russischen Hochseeschlepper mit einer Reisegeschwindigkeit von 5 kn zur Hamburger Werft “Blohm und Voss” gezogen. Während des Transports zog das U-Boot dabei die Aufmerksamkeit der norwegischen Marine auf sich. Ein Aufklärungsflugzeug der norwegischen Armee machte Bilder des Schleppverbands. Bei der Ankunft in der Werft, der russische Schlepper wurde durch zwei “Bugsier”-Schlepper ersetzt,  machte das Boot einen nicht sonderlich guten Eindruck. Möwen hatten sich auf dem Bug und Heck mit weißen Flecken “verewigt”, es fehlten mehrere Platten der schwarzen Außenhaut und es hatte sich  Flugrost angesammelt.

LEBENSVERHÄLTNISSE AN BORD

Offiziere und Mannschaft waren spartanisch in engen Doppelkammern untergebracht, in denen jeweils vier Menschen lebten. Da in Wachen gefahren wurde, waren zwei Benutzer immer auf Wache in ihrer Gefechtstation. So teilten sich 78 Mann zwanzig 4qm-Kabinen. Sie blieben bis zu sechs Tage unter Wasser und über neun Monate auf hoher See. Während dieser Zeit hatten sie keinerlei Kontakt zur Außenwelt. Neue Befehle, Unterlagen und Proviant erhielt sie nur bei geheimen Treffen mit Versorgungsschiffen der Sowjet-Marine.
Eine Kombüse versorgte die Mannschaft mit zwei warmen Mahlzeiten am Tag. Gekocht wurde das klassisch herbe Essen der sowjetischen Seekriegsflotte. Der Proviant wurde in verschiedenen Stauräumen auf dem Schiff verteilt. Überall herrschte striktes Rauchverbot. Die Verrichtung der Notdurft gestaltete sich - wie auf einem U-Boot nicht anders zu erwarten - nicht ganz unproblematisch. An Bord befanden sich zwei Toiletten innerhalb des Druckkörpers. Diese wurden auch gleichzeitig als Duschkabine benutzt. Die Abwässer wurden in einen Fäkalientank gesammelt und von dort mit einer speziellen Einrichtung außenbords gedrückt.  Für die medizinische Versorgung bei schweren Verletzungen gab es in der zweiten Deckebene einen vollständig eingerichteten Behandlungsraum.

TANGO-KLASSE

Die Tango-Klasse ist der Nachfolgetyp der Foxtrott-Klasse, dem ersten sowjetischen Dieselelektroboot mit Antisonarbeschichtung. Es war das Gegenstück zu den Atom-U-Booten der Victor II-Klasse der Amerikaner und war ursprünglich für die U-Boot-Bekämpfung entworfen und gebaut worden.
Erstmalig kamen bei diesem sowjetischen U-Boottyp folgende Neuerungen zur Anwendung: ein Sonarkomplex an Stelle einzelner Anlagen, eine Verbindung des Sonarkomplexes mit einem Gefechtsführungssystem, automatische Dateneingabe in die Torpedos vor dem Schuss, ein automatisches Ballastkontrollsystem und eine automatische Tiefensteuerung inkl. Selbststeueranlage (Autopilot).
Im Gegensatz zur Foxtrott-Klasse hatten diese U-Boote eine bessere Stromlinienform, was sie für Unterwassereinsätze noch besser einsatzbar machte. Aufgrund der zylindrischen Form, die sich über den ganzen Bootskörper hinzog, konnte die Kapazität der Batterien erhöht und ein weiterentwickeltes elektrisches System (z.B. Bugsonar und Feuerleitanlage) eingebaut werden. Durch diese spezielle Gummibeschichtung war es den Sonargeräten der westlichen Geheimdienste nahezu unmöglich, dieses Spionage-U-Boot zu orten. Aus diesem Grund wäre das Tango wohl auch für U-Boot-Abwehrkräfte in flachem Wasser kein leichtes Ziel gewesen.
Das geheime Militär-Projekt 641b, die Tango-Klasse, kam ab 1972 auf langen Patrouillenfahrten und U-Bootjagden der Sowjet-Marine zum Einsatz. Aufgrund der wenigen konkreten Informationen über dieses Schiff, drangen nahezu kaum Fotos und Berichte an die Öffentlichkeit. Drei Dieselmotoren brachten das damals längste U-Boot der Welt auf eine Spitzengeschwindigkeit von 13 Knoten. Auf Schleichfahrt wurde U-434 von vier besonders leistungsfähigen aber leisen Elektromotoren angetrieben. Ein besonderes Problem bei U-Booten ist die Luftversorgung auf mehrtägigen Tauchgängen. In den Unterkünften und auf den Gefechtsstationen wurde deshalb ein geschlossenes System eingebaut, das die Luftversorgung und die Luftregeneration in einem eigenen Kreislauf regulierte. U-434 war ausschließlich zur Verteidigung der sowjetischen “Bastionen” bewaffnet.
Als Bastionen wurde die Gebiete bezeichnet, in denen mit SSBN-Flugkörpern bestückte russische U-Boote patroullierten bzw. auf den Abschuß auf Amerika warteten. Aufgrund der hohen Reichweite dieser Flugkörper war es nicht mehr notwendig, den offenen Ozean zu überqueren und sie bis “vor die Haustüre” Amerikas zu tragen. Die Bastionen lagen aus diesem Grunde in den schwer verteidigten Gebieten der Barentsee und des Ochotskischen Meeres, wo Überwasserschiffe und U-Boote auf sie aufpassten und die heimischen Häfen nicht weit entfernt waren. Aufgrund der diversen Aufgaben wurde beim Bau auch darauf geachtet, dass das U-Boot eine lange Seedauer aufweisen konnte. Aufgetaucht konnten tragbare Luftabwehrraketen abgefeuert werden, Unterwasser standen 24 Torpedos mit einer im Bug installierten Torpedofeuerleiteinrichtung zur Verfügung. Wahlweise konnten die Torpedorohre je nach Auftrag mit U-Jagd-Torpedos, Seeziel-Torpedos, U-Jagd-Flugkörper SS-N-15 oder Minen bestückt werden. Gesamt gesehen war diese neue Klasse “nur” ein verbessertes U-Boot des Projekt 641 und kein gänzlich neuer U-Boot-Typ.
Zum ersten Mal beobachtet wurde die Tango-Klasse von den Westlichen Mächten im Sevastopol Marine Bericht vom Juli 1973. Ab den späten 80ger Jahren besaß die russische Nordmeerflotte 15 Tangos und die baltische Flotte mindestens drei, wobei hier noch erwähnt werden muss, dass die Nordmeerflotte mindestens ein bis zwei Boote ständig im Mittelmeer patrouillieren ließ. Nach 1991 sind die meisten Boote außer Dienst gestellt worden. Als Nachfolger für die Tango-Klasse kam die Kilo-Klasse zum Einsatz.

HEUTIGER STANDORT

U 434 liegt in der Hafencity (Baakenhafen) der Hansestadt Hamburg, an der Versmannstraße hinter Schuppen 23
Adresse und Öffnungszeiten

PHOTOS

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Museumslogo

Im Hafen

Im Hafen

Seitenansicht

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In der Werft

In der Werft

In der Werft

In der Werft

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Turm

Torpedoraum

Torpedohalterung

Plan

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Fahrstand

Maschinenkontrollraum

Innenansicht

Innenansicht

BESATZUNG

80 -82 Mann

TECHNISCHE DATEN

Typ

Projekt 641 b, “SOM”

Schmierölvorrat

48 t

NATO-Code-Bezeichnung

Tango-Klasse

max. Geschwindigkeit

13 kn aufgetaucht,
15 kn getaucht

Werft

Krasnoje Sormowo Gorki

Außer Dienst

April 2002

Fahrbereich

810 sm getaucht

Wasserverdrängung:

2800 t aufgetaucht,
3630 t getaucht

Dieselmotor

3x Typ D-42, 5250 PS gesamt

In Dienst

1976

E-Motoren

3x Typ PG-102, 5400 PS gesamt
1x E-Maschine 140 PS für Schleichfahrt auf der Mittelwelle

Länge

90,16 m

Antrieb

Dieselelektrisch auf drei Wellen
4 E-Motoren

Höhe

14,72 m

Breite

8,72 m

Sensoren

2 Radar, 2 Sonar

Tiefgang

6,60 m

Bewaffnung

6 Bugtorpedorohr 53,3 cm
18 U-Jagd-Torpedos und
Seeziel-Torpedos oder 36 Minen
2 SS-N-15 U-Jagd-/Seeziel-FK

Zerstörungstiefe

600 m

Arbeitstiefe

bis 400 m (=Testtauchtiefe)

Treibstoffvorrat max.

670 t

Quellen:

Unterlagen Sammlung Pestow, Unterlagen der U-Boot-Museum Hamburg GmbH, Antonow, Marinin, Walujew ”Sowjetisch-russische Atom-U-Boote”, Jeffrey Tall ”Unterseeboote und Tiefseefahrzeuge”, www.russianwarrior.com

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