Kleinst-U-Boot Seehund in Koblenz

GESCHICHTE

Der Seehund war eine Weiterentwicklung des Kleinst-U-Bootes Hecht “XXVII A” und erhielt anfänglich die Typenbezeichnung “XXVII B”, welche später in “127” abgeändert wurde. Im Gegensatz zum Hecht wollte man ein Boot mit größerem Fahrbereich (E- und Dieselmaschine) und eine Bewaffnung mit 2 Torpedos.
In diesen Bootstyp wurden aufgrund seiner schwer ortbaren schmalen Silhouette und der guten Seefähigkeit große Hoffnungen gesetzt. Hinzu kam noch die Tatsache, dass er mit dem damaligem Sonar nicht ortbar und für die Unterwasserhorchgeräte zu leise war. Geplant war ab Juli 1944 der Bau von insgesamt 1000 Kleinst-U-Booten. Davon wurden drei Vorläuferboote bei Howaldt in Kiel (U 5001-5003) gebaut, die restlichen Boote sollten bei Germania in Kiel und Schichau in Elbingen gebaut werden. Aufgrund diverser Probleme, vor allem gegen Ende des Krieges (z.B. Akku-Engpass) wurden insgesamt nur 285 Exemplare fertiggestellt, wobei bis Kriegsende nur ca. 70 Seehunde vom besetzten niederländischen Hafen Ijmuiden aus hauptsächlich in der Deutschen Bucht und im Ärmelkanal zum Einsatz kamen. Dabei erwies sich der Seehund als durchaus leistungsfähiges Waffensystem. Sie versenkten ohne große eigene Verluste 93000 Bruttoregistertonnen feindlicher Schiffe und den französischen Zerstörer La Combattante. Der Seehund zwang die Alliierten zur Abwehr ständig eine größere Anzahl Schiffe und Flugzeuge einzusetzen.
Das Kleinst-U-Boot war ein Einhüllentyp und wie ein großes Boot ausgerüstet, jedoch fehlten einige für die Navigation notwendige Geräte. Die Navigation erfolgte nur über zwei Kompasse, die Horcheinrichtung oder über das Seerohr, welches aber nur drei Meter lang war. Die Einsatzfahrten dauerten, abgesehen von Ausnahmen, bis zu sieben Tagen. Bis zum Kriegsende kamen ca. 30 Prozent der Besatzungen um oder wurden gefangen genommen. Gegen Ende des Krieges sollten noch Experimente mit diesem Bootstyp und Kreislaufanlagen gemacht werden. Vor dem Einbau dieser Motoren wurden die Boote allerdings durch Bombenangriffe der Alliierten in Kiel vernichtet. Im Gegensatz zu Biber und Molch ist mit dem Seehund ein Kleinst-U-Boot geschaffen worden, das bei offensivem Einsatz mehr Aussicht auf Erfolg bot.
Das Museumsexemplar ist mit 2 Seezieltorpedo G 7 e ausgestattet. Die Torpedos vom Typ G 7 e wurden 1929 bei der Marine und 1956 bei der Bundesmarine eingeführt. 1972 wurden sie dann entgültig außer Dienst gestellt.

HEUTIGER STANDORT

Das Kleinst-Uboot Seehund ist in der Wehrtechnischen Sammlung des Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz ausgestellt.
Adresse und Öffnungszeiten

PHOTOS

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BESATZUNG

2 Mann: Kommandant und Leitender Ingenieur(LI)

TECHNISCHE DATEN DES SEEHUND

Typ

XXVII B, später 127

Tauchtiefe

30 m bei 2,5 facher Sicherheit

Baujahr

ab 1944

Länge

11,87 m

Fahrmotor

60 PS Büssing Dieselmotor
25 PS AEG Elektromotor

Breite inkl. Torpedos

1,68 m

Bewaffnung

2 aussenliegende Torpedos 53,3 cm seitlich neben Kiel

Tiefgang

1,74 m

Gesamt-Fahrbereich getaucht

7 kn: 300 sm mit Diesel
3 kn: 63 sm mit E-Maschine

Geschwindigkeit

7,7 kn über Wasser
6,0 kn unter Wasser

Bauweise

Einhüllenboot
Querspant-Stahlbau

Wasserverdrängung

14,9 t bei 2 Torpedos
12,3 t ohne Torpedos

Treibölvorrat

0,46 t

TECHNISCHE DATEN DES TORPEDOS G 7 e

Hersteller

Fa. Auto Union AG, Zwickau bzw. Fa. Borgwand oder Fa. Pintsch AG

Typ

Seezieltorpedo G 7 e

Gesamtmasse als Gefechtstorpedo

1608 kg

Einführungsjahr

1929

Länge

ca. 717 cm

Masse der Hauptladung

300 kg

Durchmesser

534,5 mm

Laufstrecke

etwa 5 km

Tiefgang

1,74 m

Lauftiefe

1 bis 2 m

Geschwindigkeit

bis etwa 33 kn

Zündung

Aufschlagzündung

Lenkung

Geradeausläufer mit Voreinstellung +/- 90 Grad

Antrieb

66 kW Elektormotor mit Blei-Batterie

Quellen:

Unterlagen des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung, Eberhard Rössler ”Geschichte des Deutschen U-Bootbau”, Hildebrand, Röhr, Steinmetz ”Die deutschen Kriegsschiffe”, Richard Lakowski”Deutsche U-Boote geheim”

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